Gedanken zur Jahreslosung 2012 von Pfarrer Berthold Schirge
Jesus Christus spricht: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“
(2. Kor. 12,9)
Ein neues Jahr ist immer gut für neue Vorsätze. Das gilt für den einzelnen Menschen genauso wie für Menschengruppen, Familien, Firmenteams, Vereine und natürlich auch Kirchengemeinden: „Was nehmen wir uns für das Jahr 2012 denn als Gemeinde vor?“
Da fällt sicherlich jedem Angefragten etwas ein: Irgendetwas an der Kirche ist doch immer zu tun, am Turm, an der Orgel, am Dach. In dem einen Dorf sind die Kirchenfenster undicht, in dem anderen sammelt man für eine Heizung. Und darüber hinaus? Na ja, es könnten mehr Kinder getauft, unterwiesen und konfirmiert werden. Ja und ein paar mehr Leute könnten auch zum Gottesdienst kommen, nicht nur zu Heiligabend, sondern das ganze Jahr hindurch. Die Kollekten könnten natürlich auch höher ausfallen. Obwohl: Woher sollen die Leute es denn nehmen? So üppig sind die Löhne und Gehälter doch zumeist nicht, auch die Renten werden niedriger! Und wer ALG oder Hartz IV bekommt, für den reicht es gerade noch zum Nötigsten. Noch etwas? Da versagt uns langsam die Phantasie! Was sollen wir denn noch alles auf die Beine stellen? So viele sind wir doch nun wirklich nicht! Eine ziemlich schwache Gemeinde, da kann man halt nicht so viel machen. Darum geht es auch gar nicht, dass wir viel machen, jedenfalls nicht in dem Sinn, wie es die Welt von uns erwartet! Wenn es nach der ginge, müsste immerzu irgendetwas Spektakuläres stattfinden: Tolle Konzerte, rauschende Feste mit reichlichem Essen und Trinken. „Bei euch müsste immer etwas los ein, dann würden die Leute schon kommen“, heißt ein oft gehörter Ratschlag von Außenstehenden in diesem Zusammenhang. Würden wir diesem Rat folgen, dann ginge uns wohl rasch die Puste aus. Aber kommt es darauf wirklich an? Und wenn nicht, worauf denn dann?
Es ist so einfach und scheint doch so schwer: Gemeinde sein im Sinn Jesu, zusammenkommen, auf Gottes Wort hören, miteinander loben und singen, das Gespräch miteinander führen, zusammenlegen, was jeder nach seinen Möglichkeiten geben kann und Gutes tun. Den Glauben fröhlich im Alltag praktizieren und ihn dadurch weitergeben – an unsere Kinder und Enkel, an den Nachbarn, den Arbeitskollegen, den Freund, die Freundin.
Dem aufkommenden Zweifel wegen der eigenen Schwäche, dem eigenen Unvermögen, der Furcht vor Spott, stellt das Wort Jesu eine Zusage entgegen. Jesus sagt uns: Keine Angst, es geht! Denn „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Das bedeutet, wir müssen gar nicht so stark sein. Aber wir dürfen auf seine Kraft vertrauen und uns täglich neu im Gebet unter Gottes Kraft stellen und das gemeinsam mit anderen Christen der jeweiligen Kirchengemeinde.
Dann werden wir staunen, was alles geht. Türen werden sich öffnen und Menschen dankbar sein, weil sie angesprochen und eingeladen wurden. Das ist das Wirken von Gottes Geist. Wir müssen uns nicht selbst unter Druck setzen, aber den Verheißungen Gottes vertrauen, den er den Schwachen gibt. Und wir müssen dranbleiben und nicht nach den ersten Unwägbarkeiten den Mut und das Vertrauen gleich wegwerfen. Darum sei uns diese Jahreslosung ins Stammbuch als Vorsatz geschrieben. Alles andere steht dem nach!